Über 400 SchülerInnen unserer Schule lernten am 29. Mai 2013 einen sehr besonderen Zeitzeugen des Holocaust kennen. Sally Perel, Jude deutscher Abstammung, der mit viel Glück und verblüffender Geistesgegenwart einem Schicksal entkommen ist, das Millionen Angehörige seines Volkes in der NS-Zeit erlitten haben, war für einen Nachmittag „Geschichtslehrer“ der Jahrgänge 9-12.
Sally Perel, der als Salomon Perel in Peine in der Nähe von Hannover geboren wurde, und die NS-Zeit als Joseph Perell überlebte, ist heute 88 Jahre alt und besucht jedes Jahr Deutschland, um an den Schulen des Landes die jungen Menschen dafür zu sensibilisieren, dass Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zusammen gehören und die Zukunft davon abhängt, wie gut sich die Menschen an die Vergangenheit erinnern – so seine Botschaft. In unserer „Theater“ genannten Aula hat er dieses Jahr zum dritten Mal innerhalb von 6 Jahren aus seinem Buch „Ich war Hitlerjunge Salomon“, das auch verfilmt wurde, gelesen und aus seinem Leben erzählt.
Die Schülerinnen und Schüler hörten seinem mehr als einstündigen Vortrag mit großer Aufmerksamkeit zu. In einigen Momenten war im fast bis auf den letzten Platz gefüllten Theater kein Laut zu hören. Insbesondere, als er davon spricht, dass „drei Mutterworte“ ihm den Befehl zum Überleben gegeben hätten, kann man beinahe eine Stecknadel fallen hören. Sie seien der Schlüssel dazu gewesen, inmitten von SA, SS und NS-Soldatenschaft in heiklen bis gefährlichen Situationen immer wieder der Entdeckung zu entkommen, erklärt Perel den Schülerinnen und Schülern. „Du sollst leben!“, habe die Mutter beim Abschied gesagt, als sie ihn und seinen älteren Bruder auf Nimmerwiedersehen von West- nach Ostpolen auf die Flucht schickte, und er habe ihre Worte befolgt. Diese Schilderung rührt die Jugendlichen, aber auch die entwaffnende Offenheit, mit der Perel gesteht, wie viel Lüge und Versteckspiel mit seiner Überlebensstrategie verbunden war, nimmt sie für ihn ein. Sie scheinen eine Ahnung zu bekommen von der inneren Zerrissenheit, die ihn in der Zeit beherrschte, als er in ihrem Alter war.
Die Erinnerung wach halten, um zu verhindern, dass sich Geschichte wiederholt – trotz vieler Anzeichen wie die Brandstiftung in Solingen oder die Morde der NSU, auf die er wiederholt anspielt – ist nach Perels Überzeugung der einzige Weg. Dafür machte er sich in der Vergangenheit auf den Weg und tut es in diesen Tagen. Und - „so Gott will“ – auch in Zukunft. „So lange, wie mich meine Füße tragen“, ist sein letzter Satz, der mit großem Beifall bedacht wird. Eine lange Schlange bildet sich, als Sally Perel in einer Signierstunde Bücher und Filme mit einem persönlichen Autogramm versieht.
Durch das große Interesse an dieser Veranstaltung wurde ein Überschuss von 400 Euro bei den Einnahmen erzielt, die wir dem Kinderhospiz „Arche Noah“ in Gelsenkirchen gespendet haben.
Sally Perel an der EGG